17.11.2023: Lesung und Gespräch mit Autor Hans-Hermann Klare über sein Buch "Auerbach. Eine jüdisch-deutsche Tragödie"

Gespräch und Lesung mit Hans-Hermann Klare für die 11. Jahrgangsstufe des SFG über einen Justizskandal, der die frühe Bundesrepublik erschüttert hat.

Im April 1952 begann vor dem Landgericht München der Sensationsprozess um den „Fall Auerbach“. Angeklagt war Philipp Auerbach, der nach 1945 vehement Kritik an den Nationalsozialisten geübt hatte und als Opfer und ehemaliger Gefangener in Auschwitz an vorderster Front in der noch jungen Bundesrepublik für die sog. DP (displaced people), die Überlebenden des Holocausts kämpfte und eintrat.

Nachdem ihn Richter, allesamt ehemalige Nazis, wegen geringer Vergehen verurteilt hatten, nahm sich Auerbach noch am gleichen Tag das Leben. Sein Schicksal steht symbolhaft dafür, dass es die „Stunde Null“ als Mythos der Nachkriegsjahre so nicht gegeben hat. Dass der Antisemitismus fortlebte – in den Strukturen und Köpfen ist heute aktueller denn je.

Doch der Fall ist kaum aufgearbeitet, so dass erst seit 2022 die erste umfassende Biographie Auerbachs vorliegt, verfasst von Hans-Hermann Klare, der jahrelang sorgfältig recherchierte und die er am bundesweiten Vorlesetag am SFG vorstellte.

In schulübergreifender Zusammenarbeit wurde der Autor und ehemalige Redakteur des STERN aus Hamburg, dem das Gespräch mit jungen Menschen sehr am Herzen liegt, ans SFG eingeladen. Zusammen mit zwei Schülerinnen aus der Q11, die sich im Vorfeld intensiv mit der Biographie Auerbachs befasst hatten, stellte er unseren SchülerInnen ausgewählte Kapitel vor, wobei sich vor allem durch zahlreiche Fragen und Anmerkungen aus der Schülerschaft ein intensives Gespräch entwickelte, was für alle Beteiligten einen echten Mehrwert zum normalen Geschichtsunterricht darstellt.

OStRin Martina Pöllinger